Ausstellung
Karl Mertens - Gedenkausstellung zum 100.Geburtstag
Mein Lebenslauf
(verfaßt von Karl Mertens selbst im Jahre 1984)
Als Sohn eines Kochs bin ich am 17.03.1903 in Rathenow
geboren. Schon früh, mit 4 Jahren, fing ich an zu malen.
Sechsjährig
verlor ich meinen Vater.
Ich bekam einen Vormund, den Dipl. Ingenieur und
Technischen Leiter der Optischen
Werke E. Busch.
Nach meiner Schulzeit sorgte er für meine Ausbildung zum Technischen
Zeichner, Feinmechaniker und Justierer.
Anschließend war ich 2 Jahre in der Kunststadt München. Zu der Inflationszeit war auch noch Verkürztarbeit, so war viel Zeit für
Museumsbesuche und Bergsteigen.
Wieder in Rathenow, hatte gerade mein Freund W.H. Lippert sein Studium als Maler und Bildhauer beendet, er wurde mein erster Lehrer. Am 1. Februar wurde ich mit 1000 Landsturmmännern zur Ostfront einberufen, aber gleich nach dem ersten Angriff kam ich als Schwerverwundeter nacheinander nach Guben, dann nach Rothenburg ob der Tauber und nach Bad Wiessee - es war kurz nach Weihnachten, als ich wieder in Rathenow war.
Nun bekam ich die langersehnte Genehmigung zum selbständigen Holzbildhauer. 5 Jahre lang habe ich nur Holz geschnitzt.
1946 - Anfang Mai wurde ich Mitglied im Kulturbund und somit Aktivist der ersten Stunde und Vorstandsmitglied.
1950 - wurde ich Kandidat der Partei SED und Mitglied der DSF 1952. Auf
Grund meiner Arbeiten kam ich ohne Kandidatenzeit in den VBK-DDR.
Der
daran
sehr
interessierte Walter Heisig vom Ministerium vermittelte mein Nachstudium
bei Prof. H. Drake in Berlin Weissensee, das ich weitgehend und
fleißig
nutzte und mit den Worten Prof. Drakes entlassen wurde: er sei überzeugt,
dass ich meine k ünstlerischen Weg sicher gehen werde.
1953 - Da leider mein Parteiausweis in Berlin verlegt worden war und erst nach 3 Jahren wiedergefunden wurde, beginnt meine Mitgliedschaft in der Partei SED 1953.
Neben meinen Auftragsarbeiten, leitete ich im Kulturbund die Sektion
vom Plastikzirkel 15 Jahre lang mit vielen Ausstellungen und Auszeichnungen.
Zu gleicher Zeit 20 Jahre lang im Premnitzer Atelier im CFW. Wir
hatten als
einziger Zirkel mit selbstgefertigter Gießanlage eine Karl Marx Relieftafel
in Bronze gegossen und an einen von weit hergeholten Findling feierlich mit
Musik und Ansprache den Jungen Pionieren übergeben.
Unser Zirkel bekam die Auszeichnung „Hervorragendes Volkskunstkollektiv!“
1962 - bekam ich die Johannes R: Becher Medaille
in Silber.
1978 - die Verdienstmedaille der DDR.
1979 - die Medaille 30 Jahre DDR.
1980 - die Medaille für Verdienste im künstlerischen Volksschaffen
der DDR
1983 - zu meinem 80. Geburtstag die Johannes R. Becher Medaille
in Gold.
1985 - 65 Jahre im FDGB.
Viel Freude hatte ich beim jahrzehntelangen Modellieren mit Kindern
in Land und Stadtschulen, in Ferienlagern, bei Festen.
Noch heute wird ab und zu von meinen Dia-Vorträgen mit 144 Bildern
Gebrauch gemacht.
Euer 81jähriges Altstadtkind unserer lieben Stadt Rathenow,
Karl Mertens